Anne in China
Dienstag, 11. März 2008
Nanjing 08./09.03.2008
Am darauffolgenden Morgen werde ich zum Bahnhof von Yangzhou chauffiert, um von dort aus nach Nanjing zu fahren, wo Marlen, Eva und Marco auf mich warten.

Das gesamte Wochenende werde ich nasse Füße haben.

Zu viert schmeißen wir aufgrund des Regens unseren Reiseplan über den Haufen und besuchen zunächst eines Stadttore aus der Ming-Dynastie.
Große Teile der Stadtmauer rund um Nanjing haben die Kriege und Aufstände überstanden, so nicht alle Teile des Zhonghua-Tores: Zuächst schien alles in bester Ordnung. Dann entdecken wir Fotos, auf denen die Unterstände auf dem Tor fehlen. Wir mutmaßen das Alter der Aufnahmen. Alt können sie nicht sein. Es gibt schon den Volkswagen Santana... Dann stellt Marlen fest, dass es sich auf dem Tor gar nicht um Häuser handelt, sondern um bemalte Sperrholzwände.
Die Chinesen faken aber auch echt alles!

Danach fahren wir zum Taiping-Museum. Dieses befindet sich in einem traditionellen Gartenhaus und ist umgeben von einem wunderbaren Garten, den wir trotz Regen genießen.
Die Tafeln mit den Erklärungen zum Taiping-Aufstand bewegen sich eher hin zu patriotistischer Verklärung. Immerhin war die Taipingbewegung ja schon eine Art frühe Form des Sozialismus...

In der Nähe liegt der Konfuziustempel, und nach einer mehrstündigen Suche im Tempelumfeld (ein riesiger Markt; ähnlich wie der Yuyuan in Shanghai) finden wir auch ein Teehaus zum Ausruhen und Aufwärmen.
In der Dunkelheit besuchen wir den Konfuziustempel. Zu meiner Enttäuschung ist dieser nicht so imposant wie bei meinem ersten Besuch, sondern mit noch kitschigeren Laternen als der Garten in Taicang beleuchtet.
Was ich in Taicang total lustig fand, macht mich in Nanjing nahezu wahnsinnig: Die blöden blinkenden Rattenlaternen sind höher als der 4,18m hohe Konfuzius und lassen ihn unscheinbar wirken und nahezu in Vergessenheit geraten. Die Führungen an diesem Abend erklären alle nur, was die bunten Laternen zeigen und nicht, wer die Gelehrten sind, die als Statuen dargestellt sind! Kulturschock!

Unterwegs zum Hostel kaufen wir Schüsseln, um im Hostel ein Fußbad zu machen.

Der nächste Tag ist den Minggräbern am Zijinshan gewidmet. Und wir haben auch Top-Frühlingswetter. Leider sind meine Schuhe über Nacht nicht getrocknet. Auf dem Berg blühen bereits die Kirschbäume und es ist das Pflaumenblütenfest - ein Übersetzungsproblem meinerseits, das mich immer nur umtreibt...

Jedenfalls tummeln sich unglaublich viele Chinesen bei den Attraktionen am Fuße des Berges. Diese sind aber nicht so attraktiv, als dass die Laowai-Gruppe nicht für ein paar Fotos ablenken könnte...

Der Wege, die von Tieren oder Göttern gesäumt werden, sind alleine schon eine Reise wert. Wenn ich in Nanjing einen Sprachkurs mache, werde ich mir auf jeden Fall ein Jahresticket für den Park kaufen. Beim dritten Besuch rechnet sich das schon.

Von den Minggräbern an sich sind nur die Fundamente erhalten, wie auch bei dem Nachbau der Verbotenen Stadt als Winterresidenz des Mingkaisers im Garten am Wuchaomen.
Aber das ist mir wesentlich lieber, als wenn dort stattdessen Pappwände aufgebaut werden...

Jedenfalls ist der Waldpark auch um die Grabanlagen mit einem See, in dem tatsächlich drei Chinesen auf einmal schwimmen waren, wunderschön. Nur der Aufstieg auf den Berg rechts vom Tor mit unzähligen Stufen lohnt sich aufgrund der auch durch kahle Bäume schon stark eingeschränkten Sicht nicht wirklich...

Nach einem kleinem Spaziergang entlang der alten Stadtmauer aufgrund des Taximangels am Zijinshan erhasche ich noch schnell einen Blick vom buddhistischen Jimingtempel, der sich anscheinend 4-dimensional auf einer Anhöhe befindet. Bei meinem nächsten Besuch in Nanjing muss ich diesen unbedingt besuchen. Einen vergleichbaren Tempel hatte ich noch nicht gesehen.

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Yangzhou 06./07.03.2008
Li hat Freunde aus seiner Heimat zu Besuch. Die verreisen mit uns und haben Bekannte in Changshu, wo wir vorher noch schnell zum Geschäftsessen fahren.

Glücklich vom Wiedersehen und vom Huangjiu (eine Art Kräuterlikör, wörlich: "Gelber Alkohol") verabschieden sich die Freunde tanzend, singend, küssend und stürzend.

Am Abend erreichen wir Yangzhou und müssen gleich zum nächsten Geschäftsessen: Bai jiu... urgh!
Aber Fußmassage musste dann noch sein.

Am nächsten Morgen essen wir in einer traditionellen Teestube am Kanal köstliche Baozi zum Frühstück. Das Wasser spiegelt sich durch die Glasscheiben an der Decke. Jetzt ist Frühling!

Nach der Firmenbesichtigung gehen wir in ein Antiquitätengeschäft, wo ich typische Kulturgüter aus Yangzhou geschenkt bekomme:
Einen Jadearmreifen und eine Dose aus rotem Ton mit Blumenschnitzereien.
Der Chef aus Yangzhou ist Milliardär geworden. Innerhalb kürzester Zeit. Das ist in China momentan wie in keinem anderen Land der Welt möglich, sagt mein Chef immer.

Am Nachmittag werde ich und Lis Freunde von einer schnellsprechenden Reiseführerin bespaßt, während die wichtigen Leute die wichtigen Sachverhalte klären ;P

In lagsamsten chinesischen Schritttempo bewundern wir einen großen Landschaftsgarten aus dem 18. JH, der Baustile aus Nord- und Südchina vereint, mischt oder neu kombiniert. Am coolsten war die weiße kürbisförmige Pagode im nordischen Stil.

Danach besuchen wir den He-Garten. Ein weiteres Weltkulturerbe Chinas und wunderschön. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Steingärten, aber die Darstellung der vier Jahreszeiten ist wirklich sehenswert!

Danach wieder Geschäftsessen.
Und danach wieder Fußmassage.

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Jiangyin 03.03.2008
Am nächsten Morgen werde ich, wie in Suzhou angkündigt, abgeholt, um nach Jiangyin zum Dolmetschen zu fahren. Da ich davon erst am Vorabend erfahren habe und nicht weiß, was und wen ich überhaupt in Jiangyin vorfinden werde, bin ich absolut unvorbereitet.
Wie immer.
Ein Freund von meinem Chef, der mich in Deutschland bei der Wirtschaftsförderung kennengelernt hatte, bekommt Besuch von einem Deutschen.

Jedenfalls war abgemacht, dass ich gegen 8:00 an der Ecke Shanghaidonglu/ Dongcangnanlu vom Chauffeur abgeholt werde. In weiser Voraussicht warte ich lieber im Büro.
8:20 ruft der Fahrer an, dass er jetzt in Taicang in der Shaanxilu ist. Da soll ich mal hinkommen. Natürlich habe ich keine Ahnung, wo das sein soll, aber der Fahrer findet mich zum Glück doch noch ;P

Nach zweistündiger Fahrt erreiche ich Jiangyin. Jiangyin ist wie Taicang, nur in älter, dörflicher und runtergekommener.
Als ich in der Firma - ein Schweißbetrieb. aha. - ankomme, ist noch niemand da und ich sitze erstmal alleine in einem eiskalten Zimmer, dann werde ich ins Konferenzzimmer umgesetzt. Dort scheint nämlich die Sonne rein. Wie schon gesagt: Im Süden Chinas gibt es keine Heizung.

Immerhin habe ich schon hier gelernt, mich selbst zu beschäftigen, um die anscheinend üblichen langen Wartezeiten zu überbrücken.

MERKE:

BRINGE IN CHINA STETS DEIN NOTEBOOK ODER ETWAS GUT AUSSEHENDES ZU LESEN MIT!

MAN LÄSST DIE GÄSTE GERNE WARTEN.

Das scheint hier tatsächlich Standard und eine Form zum Ausdruck der Gastfreundschaft zu sein. Man könnte ja auch einfach sofort abgefertigt und wieder weg geschickt werden - schlechter Gastgeber oder unangenehmer Gast ;D

Jeder akzeptiert Warten.
Ich werde hingegen immer etwas ungeduldig.

Ich bereite meinen IT-Marktreport für die Wirtschaftsförderung vor und blätter in meinem Terminplaner. Manchmal bringt mir jemand Tee und der Firmen-Golden-Retriever schaut ab und zu bei mir vorbei und macht dann auch mal auf den Fußboden des Konferenzzimmers.

Alle Unternehmen haben in China anscheinend den selben Architekten. Deswegen finde ich auch ohne Hilfe leicht die Toilette.

Zwischendurch denke ich, dass ich vergessen wurde. Es ist schon zwölf und da gibt es doch immer Mittagessen...

Um eins kommt endlich jemand vorbei und fährt mich zum Geschäftsessen.
Danach Werkstattbesichtigung, Verhandlungen und dolmetschen.

Vor dem Abendbrot warte ich weitere zwei Stunden im Auto, in einem Containerbüro, im Hotel.

Dann kriege ich noch vier Kilo Jujuben geschenkt, weil ich die so gerne esse. Der Chef ruft dafür extra seine Frau an, die noch schnell in den Supermarkt flitzt. Leider kann ich sie nicht mit nach Deutschland nehmen. So viele Lebensmittel kriege ich wohl kaum durch den Zoll :(

Außerdem kriege ich die hässlichste Handtasche der Welt geschenkt: Sie ist ganz mit Pailletten und einem Pudel aus Glitzerperlen bestickt. Total verrückt!

Um 22:00 fährt mich dann der Chauffeur wieder nach Taicang zurück:
Ein gediegener Arbeitstag in China.

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Suzhou 02.03.2008
Etwas erschöpft von den letzten Tagen ziehen Eva und ich dennoch unsere Wochenendplanung durch und fahren nach Suzhou.

Zunächst besuchen wir nach einer lustigen Tour im Fahrradanhänger den Tigerhill, für mich die schönste Sehenswürdigkeit Suzhous: ein am Hang gelegener Garten, relativ natürlich belassen mit blühenden Kirschbäumen, Steingärten und einer genialen Bonsaiausstellung. Auf der Spitze steht eine etwas verwitterte Pagode, die einen äußerst charmanten Eindruck macht und die man sogar bis ca. zur Mitte besteigen kann. Aber Eva und ich hatten noch genug von den Treppen in Hangzhou und verzichten ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Zum Mittagessen wagen wir uns in die typische Tourimeile und werden prompt fast abgezockt:
Im ersten Restaurant reicht man uns eine englische Karte mit Preisen, die das dreifache des gewohnten Betrages für eine Portion gebratenen Reis ausmachen. Fluchartig verlassen wir das Restaurant und gehen lieber etwas weiter. Als man uns aber etwas weiter weg in einem anderen Restaurant exakt die gleiche englische Karte mit den selben überteuerten Preisen reicht, verlange ich nach der chinesischen Karte: Die Rechnung geht auf und wir essen zum gewohnten Preis Mittag.

Der Westgarten in Suzhou ist ein sehr authentisches buddhistisches Kloster. Nur wenige Touristen scheinen sich dorthin zu verirren. Hoffentlich bleibt das so und man kann weiter die Mönche bei ihren Taiqi- und Meditationsübungen bewundern.

Außerdem gibt es einen Teich mit Schildkröten, die sich bei dem guten Wetter, das wir hatten, auf einer kleinen Insel sonnen und ihre Köpfe gaaanz weit aus dem Panzer strecken. Wie bereits im Hangzhou-Text erwähnt, gibt es auch eine riesige Arhat-Halle. Das besondere an ihr war, dass mache Buddhas aus ihren Vitrinen herauszukommen scheinen: Es gibt Löcher im Glas, aus denen eine Hand, ein Hut, der Wanderstab etc. herausragen.

Leider siegt auch hier die Neugier der meisten Chinesen, was bedeutet, dass sie alles immer mal berühren müssen: Die herausragenden Teile sind oft einfach abgebrochen und das Glas herum eingeschlagen.

Durch den Anblick der beiden Haupttempel mit wunderschönen bunten Wandmalereien war dann aber wieder alles gut.

Zwischendurch ruft Herr Li an, dass ich gleich spontan in Suzhou abgeholt werde, um nach Jiangyin zum Dolmetschen zu fahren. Diesen Plan kann ich gerade noch vereilteln: Ich trug abgewetzte Jeans und kaputte Chucks.

Aufgrund großer Müdigkeit müssen wir Suzhou verfrüht verlassen.
Aber den Löwenwaldgarten konnten wir zu diesem Zeitpunkt sowieso nur noch von außen betrachten.

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Shanghai 01.03.2008
Erfolgreiche Aufgabe der letzten Schneiderei-Bestellungen beim Stoffmarkt.

Unerfolgreiche Suche nach dem Konfuzius-Tempel.
Dort, wo wir ihn vermutet hatten, steht ein neues Hochhauswohngebiet der Mittelklasse.

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Hangzhou 23./24.02.2008
Nachdem wir, weil ich um 07:00 morgens kein Taxi in der Huiyanglu bekomme, fast wegen mir unseren Bus verpassen, fahren Eva und ich doch noch gerade rechtzeitig in die wunderbarste Stadt Hangzhou.

Nicht ohne Grund besagt ein chinesisches Sprichwort, dass jeder Chinese wenigstens einmal in seinem Leben Suzhou und Hangzhou, die Himmel auf Erden, besuchen muss:

In Hangzhou gibt es den riesigen Westsee, der während der Ming-Dynastie als Zentrum eines riesigen Landschaftsgartens angelegt wurde.
Eva und ich schaffen es dank ihrer straffen Führung direkt am ersten Tag ihn einmal zu umrunden. Danach taten mir zwei Tage lang die Beine weh :D


Außerdem besuchen wir am ersten Tag die Baochu-Pagode, die man zwar nicht hochklettern darf, aber man schon von ihrem Sockel aus einen hervorragenden Blick über See und die umliegenden Berge hätte, wenn es nicht neblig ist...

Der Stadtgotttempel des Kriegers Yue Fei begeisterte mich vor allem durch seine kleineren Innengärten, war aber sonst weniger spektakulär.

Am Abend besuchen wir nach Einblicken in Hangzhous Hinterhöfe mit verfallenen Villen am See und kleine chinesische Wohngebiete (da möchte ich gerne mal wohnen) den Nachtmarkt am Wu Berg (Wushan). Überwiegend gibt es den gewohnten überteuerten Touristenkitsch, aber auch ein paar individuelle "handy-craft-Stände" und eine geniale Fressmeile. Wer also in Hangzhou günstig "Abendbrot" essen möchte, sollte diese Gegend besuchen.

Übernachtet haben wir im genialsten Hostel Chinas:
www.westlakehostel.com

Am nächsten Tag besuchen wir das buddhistische Lingyin-Kostergelände, das ein riesiges Waldareal am Berg einnimmt. Bis ganz auf den Berg schaffen wir es nicht, aber beim Abstieg entdecken wir immerhin die Seilbahn für den nächsten Versuch.
Es gibt ebenso viele genervte Mönche, wie Pilger, wie Touris, wie aber auch Tempelhallen, auf die sich dann alle gleichmäßig verteilen.

Direkt beim Ticketkauf werde ich von einer chinesischen Reisegruppe während der anstrengenden Suche nach meinem Portemonnaie bestaunt. Durch diese Stresssituation werde ich etwas ungehalten und raune die Gruppe mit "Oh Gott!" an, woraufhin diese die Worte freudig unaufhörlich wiederholen... im buddhistischen Tempel...

Außerdem attraktiv ist das Kloster nicht nur wegen seiner schönen Buddhafiguren, sondern wegen den Steingrotten, auf und in denen man klettern kann und die eine oder andere Buddhafigur eingemeißelt findet. Und es gibt eine riesige Arhat-Halle mit einem 1000-armigen Amithabe Buddha und ca. 500 Figuren von Mönchen, dargestellt wie sie gerade den Status eines Buddhas erlangen. In Suzhou gibt es im Westgarten auch eine solche Halle, aber die in Hangzhou hat mir besser gefallen. Wahrscheinlich, weil die Buddhas nicht wie in Suzhou in einer dunklen Halle in Vitrinen, sondern hell und offen standen.

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Endspurt
Die Ereignisse überschlagen sich - ich genieße also meine restliche Zeit in China sehr und unternehme zum Schluss nochmal alles, was ich mir vorgenommen habe.
D.h.: Viel Reisen, leider auch viel Arbeiten und wenig Zeit zum Blog aktualisieren...

Dies ist meine letzte Woche in China und ich werde langsam panisch.
Einerseits weil ich nicht weiß, wie ich meine ganzen Errungenschaften nach Deutschland verfrachten soll...

Andererseits weil ich China sehr vermissen werde.

Aber natürlich freu ich mich schon wieder auf alles, was ich in Deutschland mag und schätze!

Aber hier nun weiter oben ein Update meiner letzten Wochen, bevor ich noch wehmütiger und aufgeregter werde!

(Jetzt hat gerade unser Besucher im Büro, mein persönlicher Freund, neben mir stehend gefurzt - dadurch überwiegt nun die Vorfreude...)

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3 Beiträge zum aktuellen Nationalen Volkskongress, die irgendwie zusammenhängen, ob man es glauben will oder nicht
Text 1
von der offiziellen website der chinesischen Botschaft in Deutschland

System der Volkskongresse ist wichtiges Element des politischen Organs Chinas
2008/03/05

Die Jahressitzung des chinesischen Nationalen Volkskongresses (NVK), das wichtigste staatliche Organ des Landes, wird am Mittwoch in Beijing eröffnet. Dabei handelt es sich um ein wichtiges Ereignis im politischen Leben des chinesischen Volkes. Heute werden wir Ihnen das System der Volkskongresse als ein grundlegendes Element des politischen Lebens in China vorstellen.

Gemäß der chinesischen Verfassung gehört alle Macht dem Volk. Das Volk übt die Macht durch den Nationalen Volkskongress und die lokalen Volkskongresse der verschiedenen Verwaltungsebenen aus. Die Mitglieder, das heißt die Abgeordneten der Volkskongresse, werden durch demokratische Wahlen bestimmt. Sie repräsentieren das Volk und werden vom Volk kontrolliert.

Das Wesen des Systems der Volkskongresse ist, dass das Volk über die Geschicke des Landes bestimmt. Gemäß diesem System geht alle Macht im Land vom chinesischen Volk aus. Die Abgeordneten der chinesischen Volkskongresse repräsentieren die Macht des Volkes. Unter ihnen sind Persönlichkeiten aus allen Bevölkerungsschichten, allen Gebieten, allen Nationalitäten und allen Kreisen. Mit der umfassenden Beteiligung der Bevölkerung reflektieren die Volkskongresse die Interessen verschiedener Schichten innerhalb der Bevölkerung. Außerdem vertreten und koordinieren sie die Einzelinteressen der unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen. Dadurch werden alle gesellschaftlichen Gruppen in den Volkskongressen politisch vertreten. Zur Zusammensetzung der Abgeordneten des elften NVK sagte der stellvertretende Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des chinesischen NVK Sheng Huaren:

"Im Vergleich zu den Abgeordneten des zehnten NVK ist die Zusammensetzung des elften Nationalen Volkskongresses hinsichtlich der Zugehörigkeit der Abgeordneten weiter verbessert worden. Die Zahl der leitenden Funktionäre aus Provinzbehörden unter den Abgeordneten ist um ein Drittel reduziert worden. Die Zahl der Arbeiter hat sich mehr als verdoppelt und die Zahl der Bauern ist um über 70 Prozent gestiegen. Mehr als 92 Prozent der Abgeordneten haben einen Hochschulabschluss. Mit einem Wort, die Abgeordneten des elften NVK sind gesetzmäßig und demokratisch empfohlen, von den zuständigen Behörden gewissenhaft überprüft und vom Volk bestätigt worden. Sie verfügen über ein umfassendes Mandat."

Die Abgeordneten stellen Anträge an den NVK, mit denen sie Diskussionen zu bestimmten politischen Themen und Problemen anregen können. In den Anträgen stellen sie Maßnahmen, Meinungen und Pläne der Abgeordneten zur Erörterung und Lösung von bestimmten Fragen zur Diskussion. Dabei handelt es sich sowohl um eine wichtige Tätigkeit, als auch ein wichtiges Recht der Abgeordneten.

"Ich bin vom Volk zum Abgeordneten gewählt worden und ich werde dem Volk dienen". Der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des chinesischen Nationalen Volkskongresses Wu Bangguo sagte zur Zusammenfassung der Arbeit des zehnten NVK:

"In den vergangenen fünf Jahren haben wir insgesamt 3.772 Anträge und mehr als 29.000 Vorschläge der Abgeordneten bearbeitet. Das Recht der Abgeordneten, wichtige Informationen rechtzeitig zu erhalten, konnte sichergestellt werden. Die Bearbeitung der Anträge und Vorschläge der Abgeordneten ist erheblich verbessert worden. Die Abgeordneten konnten ihre Verpflichtungen zunehmend besser erfüllen."

Die Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses Chinas werden für eine Amtsperiode von fünf Jahren gewählt. Jährlich findet eine Tagung des NVK statt. Die am Mittwoch eröffnete Jahrestagung des NVK ist die erste Tagung eines neuen NVK und wird circa zwei Wochen dauern. Inzwischen werden die Abgeordneten den Rechenschaftsbericht der Regierung, den Plan über die Entwicklung der Volkswirtschaft und der Gesellschaft sowie den Plan für die Haushalte der Zentralregierung und lokalen Regierungen überprüfen und darüber abstimmen. Darüber hinaus wird es auf der Tagung zwei wichtige Tagesordnungspunkte geben, die Wahl und Bildung einer neuen Landesführung sowie die Überprüfung des Plans über die Reform der Behörden des Staatsrats.

www.china-botschaft.de

Text 2
ebenfalls von der offiziellen website der chinesischen Botschaft in Deutschland

Deutschsprachige Medien beobachten NVK und PKKCV aufmerksam
2008/03/05

Die ersten Tagungen des elften chinesischen Nationalen Volkskongresses (NVK) und des elften Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) sind im März ein großes Thema in China. NVK-Abgeordnete und PKKCV-Mitglieder aus verschiedenen Gebieten kommen nach Beijing und diskutieren über wichtige Themen von nationalem Interesse. Auch die deutschsprachigen Medien zeigen an diesen beiden Konferenzen reges Interesse. Der China-Korrespondent der deutschen Zeitung "Die Welt" und der österreichischen Zeitung "Der Standard" Johnny Erling ist bereits seit zehn Jahren in China. Er sagte, die Konferenzen des NVK und der PKKCV in diesem Jahr seien sehr wichtig für die Entwicklung Chinas. Er interessiere sich besonders für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas.
"Chinesische Wirtschaft ist natürlich ein zentrales Thema. Es wollen natürlich alle wissen, wie es mit der Wirtschaft Chinas weiter geht. Was wird auf diesem Volkskongress an neuen Richtlinien zur Entwicklung der Wirtschaft verabschiedet? Wird die Abbremsung, die Abkühlung der Wirtschaft vorangetrieben? Also, das sind Themen, die heute das Ausland heute sehr interessiert."
Johnny Erling sagte weiter, die Wirtschaft Chinas sei für die ganze Welt sehr wichtig. Das liege daran, dass es viele Bereiche gebe, in denen China mittlerweile sehr eng mit dem Rest der Welt verbunden sei. Alles, was die chinesische Wirtschaft von heute angehe, sei auch von großem Interesse für die anderen Länder der Welt.
Die Olympischen Spiele werden im August dieses Jahres in Beijing stattfinden. Um die Olympischen Spiele erfolgreich auszurichten, hat China sich in vielen Bereichen bemüht. Auf dem diesjährigen NVK und der PKKCV werden dazu sicherlich viele Vorschläge gemacht. Johny Erling sagte:
"Die Olympischen Spiele sind natürlich ein Ereignis, wo die gesamte Welt auf Beijing schaut. Und alles, was im Nationalen Volkskongress zu den Olympischen Spielen gesagt wird, zur Vorbereitung, zu den Kosten, zu den Sicherheitsfragen, zur Frage der Sicherheit vor Terrorismus, zur Frage, wie man mit den vielen Menschen, die hierher kommen, umgeht. Das sind alles Fragen, die heute in der Welt alle interessieren."
Die deutschsprachigen Medien interessieren sich außerdem für weitere zentrale Themen in China. Die Korrespondentin des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD) Petra Aldenrath und der Korrespondent des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) Johannes Hano sagten, dass sie auf dem NVK und der PKKCV dieses Jahr besonders über den Ausgleich von Armut und Reichtum sowie über die Lösung der Verkehrprobleme in den großen Städten berichten würden.
Durch den NVK und die PKKCV können Leser, Hörer und Zuschauer über die deutschsprachigen Medien mehr über China erfahren. Die Korrespondenten treffen Abgeordnete und hören deren Meinungen. ARD-Korrespondentin Petra Aldenrath sagte, sie interessiere sich sehr für die Trachten der Abgeordneten der nationalen Minderheiten. Sie komme immer zum Anfang der Versammlungen, um dies zu beobachten.
"Mein Lieblingstag beim NVK ist natürlich der erste Tag. Wenn die ganzen Abgeordneten, wenn die mit ihren nationalen, wenn die mit ihren Provinz- und Volkstrachten dann dort eingelaufen kommen. Man sieht so, dass China wirklich auch eine ganze Vielfalt von Völkern und Volkstämmen hat. Und das gefällt mir immer sehr, sehr gut, wenn die Menschen dann auch ihre Ethnie, ihre Herkunft einfach zeigen, und das auch in ihren Kleidern ausdrücken."
Der NVK und die PKKCV haben sich für ausländische Medien immer mehr geöffnet. China bemüht sich, für die Interviews mit den ausländischen Medien eine lockere Atmosphäre zu schaffen. Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit in China konnte Johnny Erling diese Veränderung beobachten. Er sagte:
"Jahr für Jahr wurde es etwas besser. Das heißt, man konnte öfters mit den Abgeordneten sprechen. Und gleichzeitigen konnten wir an einigen der Plenarsitzungen oder Plenardiskussionen teilnehmen. Das ist eingeführt worden als ein Schritt zur Öffnung des Parlaments von China."
Die deutschsprachigen Medienvertreter können also feststellen, dass China immer offener wird. Die chinesischen Behörden hat zudem Maßnahmen getroffen, um ausländischen Medien Interviews zu erleichtern.

www.china-botschaft.de

Text 3
von der website der Tagesschau, den beliebtesten deutschen Fernsehnachrichtenmagazin auf dem Sender ARD übrigens...

Der Nationale Volkskongresses "(...) tagt jährlich und ist mit fast 3000 Delegierten das größte Parlament der Welt. Seine Abgeordneten sind jedoch nicht demokratisch gewählt. Sie werden nach Prüfung ihrer politischen Zuverlässigkeit von ihren Regionen in den Volkskongress entsandt."

"Fast ein Zehntel der Delegierten beim Nationalen Volkskongress werden von der Nationalen Volksbefreiungsarmee entsandt."

"Vertreterinnen der 56 nationalen Minderheiten Chinas sind in ihren Trachten zum Volkskongress gereist. Im modernen China ist zweisprachiger Unterricht für die Angehörigen nationaler Minderheiten weit verbreitet. Auch die Ein-Kind-Politik gilt für ihre Familien nicht. Sie dürfen zwei Kinder bekommen."

www.tagesschau.de

Soviel zur Berichterstattung.

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"Neues" zur Ein-Kind-Politik
10. März 2008: spiegel.de

Ein-Kind-Politik bleibt bestehen

Die chinesische Regierung will die Familienplanung weiter strikt kontrollieren: Die umstrittene Ein-Kind-Politik soll bestehen bleiben. Nicht für immer - aber mindestens noch zehn Jahre.

Peking - Der alte Kurs soll beibehalten werden. China will noch mindestens ein Jahrzehnt an der Ein-Kind-Politik festhalten, wie der Leiter der Kommission für Bevölkerungs- und Familienplanung, Zhang Weiqing, heute in der Zeitung "China Daily" erklärte.

Wegen der auch in China drohenden Überalterung hatte es in jüngster Zeit immer wieder Meldungen gegeben, dass es möglicherweise weitere Lockerungen an den strikten Gesetzen geben könnte (mehr...) . Doch danach sieht es nun nicht mehr aus. Laut Zhang würde ein Ende der Ein-Kind-Politik angesichts der bestehenden großen Bevölkerungsbasis zu großen Fluktuationen führen. Am Rande der Sitzung des Nationalen Volkskongresses sagte er weiter, über Änderungen könne erst in rund zehn Jahren nachgedacht werden, nach dem Ende des nächsten Geburten-Booms.
Im nächsten Jahrzehnt kommen rund 200 Millionen Menschen in China ins gebärfähige Alter. Die Ein-Kind-Politik wurde in den siebziger Jahren eingeführt, um damals weitere 400 Millionen Geburten zu verhindern.

Derzeit hat China eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden, jährlich kommen 16 bis 17 Millionen hinzu. Paare in den Städten dürfen der Politik zufolge ein Kind haben, auf dem Land sind auch zwei Kinder möglich.

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