Anne in China
Dienstag, 29. Januar 2008
tagesschau.de 29.01.2008; 15:13
"Härtester Winter seit 50 Jahren

Chinas Kraftwerken geht die Kohle aus
Millionen Chinesen leiden derzeit unter dem schwersten Schneechaos des Landes seit fünf Jahrzehnten. Rund 78 Millionen Menschen in 14 Provinzen sind nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten von den verheerenden Wetterbedingungen betroffen. Inzwischen mussten einige Kraftwerke die Stromproduktion einstellen, weil ihnen die Kohle ausgegangen ist.

Der anhaltende Schneefall behindert die Versorgung der Kraftwerke, die vor allem durch die Bahn mit Kohle beliefert würden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. In vielen Städten wurde infolgedessen bereits der Strom zeitweise abgeschaltet. Auch andere Kraftwerke seien von Engpässen bedroht, weil ihre Kohlevorräte nur noch etwa drei Tage reichten, hieß es unter Berufung auf die Elektrizitätsbehörde. Angesichts dieser Lage ordnete die Regierung die Rationierung von Strom und Brennstoffen an.

Dutzende Tote und hunderte Verletzte

Seit gut zwei Wochen herrscht das strenge Winterwinter. Die Schnee- und Eisstürme führten zu massiven Behinderungen im Straßen-, Schienen- und Flugverkehr. Elf Flughäfen wurden geschlossen. Bei zahlreichen Unfällen auf schneebedeckten oder spiegelglatten Straßen kamen dutzende Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt. Den wirtschaftlichen Schaden schätzen die Behörden derzeit auf 18,2 Milliarden Yuan (1,7 Milliarden Euro).

Wichtigste Bahnverbindung unterbrochen

Der Zugverkehr auf der wichtigsten Strecke zwischen Guangzhou und Peking kam auf einigen Abschnitten zum Erliegen. Hundertausende Reisende sitzen fest, die auf eine Möglichkeiten warten, in ihre Heimatorte zu reisen. Unter ihnen sind viele Wanderarbeiter, die das bevorstehende chinesische Neujahrsfest am 7. Februar für den einzigen Besuch ihrer Familie im Jahr nutzen wollten. Viele mussten ihre Reisepläne aufgeben, denn die Strecke Guangzhou-Peking wird voraussichtlich erst in drei bis fünf Tagen wieder frei sein. Zudem wurde der Fahrkartenverkauf auf dem Bahnhof von Guangzhou bis zum 7. Februar eingestellt.

Zum Wochenende rechnen die Meteorologen mit einer Wetteränderung. Bis dahin jedoch erwarten sie weitere heftige Schneefälle und Eisregen."

Das wars dann wohl mit Beijing fuer mich... :( ... zu strenges "Winterwinter" seit 2 Wochen...

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[Mein] Fruehlingsfest
Verlauf und Traditionen

Das Fruehlingsfest der Chinesen kann man sich vorstellen, wie wenn man in Deutschland Weihnachten und Silvester zusammen feiert.

Zunaechst ist es ein wichtiges Familienfest, zu dem alle Angehoerigen zu ihrer Verwandschaft fahren um im grossen Kreis zu feiern. Es ist ganz egal, wie weit man fahren muss und wie beschwerlich die Reise in die noch so entlegenen Doerfer sein mag – zum Fruehlingsfest fahren alle Chinesen in ihre Heimat.
Deswegen ist es zu dieser Zeit hier besonders schwierig zu verreisen. Alle sind unterwegs und an den Bahnhoefen muessen extra Wartehallen zusaetzlich eingerichtet werden.
Ich wollte ja exakt am Neujahrstag, also am 7.2., meine Reise nach Beijing beginnen, weil ich der Hoffnung war, dass dann alle schon zuhause sind und feiern. Es ist naemlich schwierig zum Fruehlingsfest Tickets zu kaufen. Da man oft erst am Abfahrtsort Tickets kaufen kann, sind die Bahn- und Bushoefe mit potentiellen Passagieren ueberfuellt, die auf ein Ticket warten. Zugtickets kann man erst acht Tage vor Abreise kaufen, weswegen nachts die Menschen vor den Reisebueros in Schlafsaecken uebernachten.
Erschwerend kommt jetzt die Wetterlage hinzu, die die Reise vieler unterwegs unterbrochen hat. Viele Zuege und Busse koennen nicht fahren. Fuer die Familien ist das ein Drama. Fuer viele ist das Fruehlingsfest die einzige Moeglichkeit, alle ihre Angehoerigen zu treffen, weil dann alle Urlaub haben. Viele Arbeiter sparen das ganze Jahr auf ihre Reise, die mehrere Tage dauern kann, und jetzt sind einfach ihre Tickets ungueltig und sie stecken unterwegs fest... ich finde es unglaublich, dass es noch nicht zu groessen Unruhen oder Panik in den Bahnhoefen gekommen ist. Von den Deutschen wuerde ich das schon irgendwie erwarten. Die Chinesen sind da eher gelassen und stoisch. Machen kann man ja eh nichts...

Die Vorbereitungen für das Neujahrsfest beginnen bereits lange vor dessen Termin, meist in einem Zeitraum von zwei Wochen. Dann bekommen einzelne Berufsgruppen nach einander Urlaub. Erst Bauarbeiter, dann Arbeiter, Dienstleister, Buerokraefte, Verwaltungsangestellte. Am Freitag bekommen die Dienstleister frei. Wir Buerokraefte muessen am Wochenende arbeiten, damit wir uns unsere freien Tage ab 6.2. (Aschermittwoch!) auch verdient haben. Mir wurde geraten, mich fuer das Fruehlingsfest mit Vorraeten einzudecken. Die Geschaefte und Restaurants koennten ausnahmsweise einmal geschlossen haben. Sonst ist immer geoeffnet. Auch Sonntags.
Nichts desto weniger, machen alle ihre Arbeit zum Ende des Jahres etwas relaxter. Es gibt viele Firmenparties - sehr genial - und die Behoerden schnarchen auch schon ein bisschen rum. Meinen Pass (ich musste mal wieder mein Visum verlaengern lassen; dazu spaeter mal mehr) sehe ich erstmal jedenfalls nicht wieder...

In der Volksrepublik China umfasst das Neujahresfest drei gesetzliche Feiertage, traditionell sind es jedoch fünfzehn, und in der Regel werden fünf bis acht Tage frei genommen. Der Abschluss wird am 15. Tag des neuen Jahres mit dem Laternenfest gefeiert. Das Neujahr wird mit Feuerwerk, Drachen- und Löwentänzen begangen, sowie
typischerweise natuerlich einem Festessen im Familienkreis. Ich bin fuer den Vorabend vom Neujahr zum jiaozi machen und essen ins Schwabenbistro von den suessen Kellnerinnen dort eingeladen worden. Diese Zeremonie findet sonst im Familienkreis statt.

Das Monster Nian
Chinaböller, Heuler und Raketen wurden schließlich in China erfunden. Und für die Knallerei gibt es natürlich auch einen wichtigen Grund: Vor ewigen Zeiten soll es in China ein Monster namens Nian gegeben haben. Und das hatte die unfreundliche Angewohnheit, die Städte des alten China genau in der Neujahrsnacht nach allen Regeln der Kunst zu demolieren. Irgendwann fanden die cleveren Chinesen aber heraus, dass sich dieses garstige Ungeheuer vor Feuer, Lärm und der Farbe Rot fürchtete. Zur Erinnerung an den Sieg über Nian wird seit dem zu Neujahr geknallt was das Zeug hält, rote Papierbaender mit guten Wuenschen fuer das neue Jahr hängen an den Haustueren und Drachentänze werden aufgeführt.

Das neue Jahr wird im Tierkreiszeichen der Ratte stehen.
Es ist das Mondjahr 4706.

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Update zum miesesten Wetter seit 50 Jahren
... und das auch noch, wenn man mal verreisen will/kann/darf... bloeder Rekordwinter! Dass das auch noch zum Fruehlingsfest passieren muss, grenzt an ein soziales Drama. Mein Chef hat gestern 5 Stunden von Shanghai nach Taicang gebraucht. Die Autobahn war teilweise gesperrt, teilweise ist die Polizei mit 40 km/h vorweg gefahren und die anderen Autos durften folgen. Ob er zu seiner Familie in den Norden fahren kann, ist auch noch nicht geklaert. Viele Autobahnen und Zugstrecken sind gesperrt - so auch meine Verbindung nach Beijing...

Haette ich gestern nicht bei Christian angerufen um meine Pizzabestellung aufzugeben und dafuer kurz auf dem Gehweg verweilt, haette ich eine mittelschwere Dachlawine abbekommen.
Mittlerweile liegen hier 20 cm Schnee und viele Firmen in Taicang haben fuer die naechsten beiden Tage den Betrieb eingestellt.
Auf der Strasse und von ihren Daechern schippen die Bewohner der Huiyanglu den Schnee mit Spaten.
Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt, aber bisher gefriert der braune Schneematsch nicht, was ja den Sockenverkauf in Taicang steigern soll ;)

Schneechaos in China; Fotostrecke tagesschau.de 29.01.2008


Millionen Chinesen leiden unter dem schwersten Schneechaos des Landes seit fünf Jahrzehnten. (Foto: AP)

Rund 78 Millionen Menschen in 14 Provinzen seien von den verheerenden Wetterbedingungen betroffen, erklärte das Ministerium für zivile Angelegenheiten in Peking. Die Regierung ordnete die Rationierung von Strom und Brennstoffen an.


In Wuhan brach unter der Last von Schnee und Eis brach dieses Dach einer Markthalle ein. In der ganzen Region hielten viele Gebäude dem Gewicht nicht mehr stand. Es gab bereits mehrere Todesopfer. (Foto: REUTERS)

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