Anne in China
Montag, 28. Januar 2008
Winterwonderland Taicang
Als meine Mutter mich am Mittwoch anrief um zu fragen, ob ich denn auch von dem Schneechaos betroffen sei, habe ich sie erstmal nur ausgelacht. Ich wohne ja wohl immer noch im Sueden Chinas, Schnee gibts nur im Norden!
Aber jetzt schneit es hier schon seit mehreren Tagen durch und das schlimme ist: Es bleibt alles liegen!
Einen Strassenraeumdienst gibt es nicht und so rutschen die Autos mit ihren profillosen Reifen im Schritttempo durch die Strassen... mein Chef ist immer noch nicht im Buero angekommen - vermutlich wurde die Autobahn gesperrt.
Unsere Provinzhauptstadt: Nanjing
Mir gehts ganz gut hier, abgesehen davon, dass wahrscheinlich meine Klimaanlage im Schlafzimmer bald kaputt geht. Fuer solche Aussentemperaturen wurde sie einfach nicht konstruiert. Ihr Brummen hat sich zu einem Aechzen und Stoehnen gewandelt. Sehr verstoerend.
Vor dem Eingang zu Tobis Compound hat jemand einen Schneemann mit einer Chinalaterne in der Hand gebaut.
Ich bin heute frueh in meinen winteruntauglichen Stiefeln durch den Schnee zur Arbeit gestapft. Schneeschieber: mei you. Streusalz: mei you*.
Jetzt trockne und waerme ich meine Fuesse an meiner kleinen Standheizung, esse Milchbroetchen ohne gruene Glibberfuellung (juhu!) und trinke guten deutschen Filterkaffee. Ich lasse es mir also gut gehen.
Nicht so gut erging es Sandra. Sie hat zwei Tage lang in Xi'an festgesessen und ist nun hoffentlich gut in Lhasa angekommen und kommt da auch gut wieder weg. Anne hatte Probleme auf ihrer Reise nach Hongkong und weiss noch nicht so richtig, wie und wann sie zurueck nach Beijing kommen kann. Deswegen ist meine Planung, sie zum Fruehlingsfest in Beijing zu besuchen, etwas in Frage gestellt. Dabei hatte ich mir extra schon lange Unterwaesche mit "Pluesch innen drin" gekauft!
Die zieh ich jetzt immer zum Schalfen an und noch normale Unterwaesche, eine Fleecehose, eine Trainingsjacke mit Kapuze und einen Schal. Dann leg ich mich unter meine vier Decken und hoffe, dass ich nicht vor Kaelte aufwache... ;P
Schon lustig. Da fahr ich extra im Winter in den Sueden und dann gibt es Wetter wie seit 20 Jahren nicht mehr - hat einer im Fahrstuhl behauptet.
Alle Chinesen sind total aus dem Haeuschen und fragen mich, ob es in Deutschland auch so viel Schnee gibt.
Zur Beruhigung: In Deutschland gibt es mehr Schnee und es ist auch kaelter. Das Problem ist lediglich, dass sich hier niemand darauf einrichten kann. Von einem Unwetter oder Schneesturm kann in Taicang wirklich nicht die Rede sein.
Ansonsten ueberlege ich mir ernsthaft auch Plastiktueten ueber meine Stiefel zu ziehen und druecke, den Reisenden die Daumen, dass es bald voran gehen moege. Und mir druecke ich die Daumen auch, dass ich nach Beijing reisen kann und meine Klimaanlage den Winter ueberstehen moege...

*"mei you" heisst "Gibt's nicht." und sind meine zwei meist gehoerten Worte hier.

27. Januar 2008

CHAOS IN CHINA

Millionen Neujahrs-Urlauber stecken im Schnee fest
China versinkt im Schnee. Ausgerechnet zum wichtigsten Feiertag des Jahres haben die schwersten Schneefälle seit 50 Jahren in weiten Teilen des Landes den Verkehr lahmgelegt. Millionen Reisende, die zu den Neujahrsfeiern zu ihren Familien fahren wollten, steckten fest.
koennte in Shanghai sein...
Peking - In den östlichen und zentralen Provinzen Anhui, Jiangsu, Guizhou, Hubei und Hunan ist der Verkehr fast völlig zum Erliegen gekommen, Straßen, Bahnstrecken und Flughäfen sind nicht benutzbar. Allein im Bahnhof von Guangzhou sitzen bis zu 100.000 Menschen fest, nach einem Bericht der Tageszeitung "Southern Metropolitan Daily" droht die Zahl der Gestrandeten bis morgen auf 600.000 anzusteigen.
In Guangzhou, einer großen Handels- und Industriestadt, riefen die Behörden Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen auf, Unterkünfte für die blockierten Reisenden zur Verfügung zu stellen. In der Provinz Hunan mussten wegen Stromausfällen insgesamt 136 Züge abgesagt werden.
Das Fernsehen berichtete, sieben Flughäfen in Ost- und Zentralchina seien geschlossen worden, sollten aber heute im Laufe des Tages den Betrieb wieder aufnehmen. Wegen vereister Straßen war schon in der vergangenen Woche der Langstrecken-Busverkehr in Teilen des Landes praktisch zum Erliegen gekommen.
Das Chinesische Neujahrsfest fällt in diesem Jahr auf den 7. Februar. Es ist der wichtigste Feiertag in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land, zu dem sich Millionen Menschen zu ihren Familien auf den Weg machen. Die Hauptreisezeit zum Neujahrsfest geht vom 19. Januar bis zum 2. März. Für diese Periode rechnet das Bahnministerium mit einer Rekordzahl von 178,6 Millionen Passagieren, ein Zuwachs von mehr als 20 Millionen im Vergleich zum vergangenen Jahr.
mik/AFP

www.spiegel.de

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Letzte Aktualisierung: 2009.07.10, 04:53
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