Anne in China
Donnerstag, 24. Januar 2008
德国,你好!10 Beweise dafuer, dass Deutschland chinesischer wird
德国,你好!

Von Angela Köckritz

»Hallo Deutschland!« - Unser Land wird chinesisch
Der junge Chinese kam vom Land, er trug die gleiche rote Kappe wie die anderen Teilnehmer seiner Reisegruppe, und als er die Ausstellung des Goethe-Instituts in Peking besuchte, fragte er: »Was ist denn nun eigentlich genau der Unterschied zwischen Deutschland und China?« Tja, ähm, können wir jetzt auf die Schnelle auch nicht sagen. Chinesen, die nach Deutschland reisen, behaupten ja: Hier gebe es fast keine Menschen. Andere finden, die Deutschen machten ganz schön viel Urlaub. Kann man auch andersherum sehen. In China arbeiten viele Menschen sehr viel und das für wenig Geld – zusammengenommen bereitet das den Deutschen zuweilen Sorge. So viel zu den Unterschieden. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten, und zwar nicht wenige, Deutschland nämlich wird immer chinesischer.

1.Die Deutschen beschäftigen sich zunehmend obsessiv mit dem Nachwuchs ihrer Bären – das tun die pandaverliebten Chinesen schon lange. Leider wurde in deutschen Zoos noch kein Pandababy geboren, aber das ist nicht schlimm. Einfach einen Eisbären nehmen, Ohren, Augen und Beine schwarz anmalen, fertig. Produktpiraterie können wir in Deutschland auch.

2.Seit einigen Jahren läuft man in Deutschland casual, also möglichst wurstig, durch die Städte. Diesen Trend hat China erfunden! Wo sonst geht man im Schlafanzug zu einer Verabredung? Unsere liebste Schlafanzugträgerin ist übrigens jene Dame, die abends in Bärchenpyjama und Stöckelschuhen in einem Pekinger Park joggen geht.

3.Deutsche lieben chinesische Schriftzeichen, manchmal so sehr, dass sie sich welche auf die Haut tätowieren lassen. Das kann danebengehen. Denn genauso wie Chinesen zuweilen ein sehr eigenwilliges Englisch (Chinglish) pflegen (etwa »Government abuse chicken« für ein Hühnergericht, das nach einem Beamten der Qing-Zeit benannt ist), so machen deutsche Tätowierer Fehler beim Chinesischen. Wenigstens haben so auch die Chinesen etwas davon, die amüsieren sich prächtig.

4.Am chinesischen Neujahrsfest nippen auch Deutsche gern am Reisschnaps. Am 7. Februar beginnt das Jahr der Ratte. Klingt gefährlich, ist es aber nicht. Das Jahr der Ratte verheißt gute Gelegenheiten, Astrologen empfehlen, an der Börse zu spekulieren. Chinesen tun das gern, dort sagt man wan gupiao, »mit Aktien spielen«. Es lebe das Glücksspiel!

5。Wer heute in einer deutschen Stadt wohnt und nicht mit Stäbchen essen kann, gilt als Hinterwäldler. Deutsche lieben die chinesische Küche, auch wenn die hierzulande so authentisch ist wie eine in China gefertigte Kuckucksuhr. Macht nix, immerhin gibt es in den Restaurants zuweilen –

6.Glückskekse. Auch Deutsche lassen sich gern mal von einem Keks die Zukunft weissagen. Leider muss man erst das klebrige Gebäck essen, bevor man an die Botschaft im Inneren gelangt. Meist ist es eine Niete (»Passen Sie auf im Straßenverkehr«). Den Glückskeks gibt es in China übrigens gar nicht, er ist nur ein gefühltes chinesisches Kulturgut.

7.Armes Deutschland. Selbst das Nachmachen müssen wir nachmachen. Inzwischen pfeifen auch Deutsche auf das Original, laden illegal Musik herunter und kaufen falsche Prada-Taschen und Rolex-Uhren. Die besten gibt es natürlich in China.

8.Kann man sich in Deutschland ohne chinesische Medizin überhaupt noch wohlfühlen? Heute genießt man Wellness-Meridian-Massagen und praktiziert Qigong. Gut für die Deutschen, schlecht für die Renten. Chinesischer Medizin geht es nämlich vor allem um eins, ein langes Leben. Wer nicht ausreichend vorgesorgt hat, kann sich den Lebensabend auf chinesische Weise finanzieren: Suchen Sie sich ein paar reiche Freunde, und ziehen Sie die beim Brettspiel Mah-Jongg über den Tisch.

9.Als sich Bruce Lee 1971 um die Rolle des Halbchinesen Caine in der Serie Kung Fu bewarb, schüttelten sie bei Warner Brothers die Köpfe. Nein, auf keinen Fall, Lee sei einfach »zu chinesisch«. Der urteilte verbittert: »Ich bin ein gelbgesichtiger Chinese und kann nie zu einem Idol für Weiße werden.« Stimmt nicht. 37 Jahre später schwärmen die Deutschen für Schauspieler wie Tony Leung oder Zhang Ziyi. Am beliebtesten ist jedoch Bruce Lee.

10.Nie konnte man in Deutschland so leicht Chinesisch lernen wie heute. Bald soll es 15 Konfuzius-Institute geben, auch Gelegenheit zum Üben bietet sich: Immer mehr Chinesen kommen hierher. Scheu ist bei der Kontaktaufnahme fehl am Platz, dem ausländischen Besucher wird in China zuweilen selbst auf der öffentlichen Toilette ein herzliches »Willkommen« entgegengerufen. Ein beliebtes Gesprächsthema ist Fußball oder BMW – schließlich werden auch die Chinesen ein wenig deutscher.

© DIE ZEIT, 17.01.2008 Nr. 04

[Ich werde wieder etwas deutscher und habe sogar das Copyright mitkopiert fuer euch…]

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