Anne in China
Dienstag, 30. Juni 2009
Callcenter in China
Ich habe eben einen Anruf von einem Callcenter in China bekommen. Weil ich mir nicht sicher war, ob es Werbung ist, oder die Uni, die mir sagt, dass ich umziehen muss (das mussten nämlich schon einige hier) und mein mangelndes Hörverständnis kund getan habe, meinte der nette Herr am Telefon, dass er mir einen Brief schickt. Ohje - dachte ich - was offizielles.

Er hat mir aber keinen Brief, sondern eine SMS geschickt, mit der Anfrage, ob ich meine Wohnung teuer verkaufen möchte. Darauf habe ich natürlich nicht geantwortet. Dann hat er wieder angerufen und ich habe ihm nochmal gesagt, dass ich im Studentenwohnheim wohne und meine Wohnung nicht verkaufen kann.

Jetzt schickt er mir die ganze Zeit SMS, ob mir China gut gefällt und warum ich mich für China interessiere, warum ich nicht antworte... Naja, so kommt es ihm nicht mehr so lange bis zum Feierabend vor...

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Oh oh
In einem Anfall von jugendlichem Wahnsinn habe ich heute einfach das Wohnheimzimmer umgeräumt... ob das Ärger gibt?!

Wir haben so viele Hausaufgaben und der neue Kurs ist echt schwierig und da hab ich Panik bekommen, dass ich auch noch Rückschmerzen kriege vom im Bett Hausaufgaben schreiben und da...

Jedenfalls hat meine Mitbewohnerin auch ihren Bettkasten mit irgendwelchen total schweren Sachen voll.

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Die Stadt
Nach einer Woche hat sich mein Eindruck bestätigt, dass Shanghai und Beijing nicht zu vergleichen sind! Die Menschen auf der Straße hier lächeln einen an, auf den Fakemarkets wird man nicht ganz so dolle abgezockt und niemand lästert hinter unserem Rücken über die komischen Laowais. Entweder hat sich die Beijinger-Bevölkerung seit Olympia extrem an der Anblick von Fremden gewöhnt, oder die Menschen hier waren schon immer etwas geduldiger und nachsichtiger.

Direkt bei der Immatrikulation (die sich über verschiedene Büros auf dem gesamten Campus ausdehnte) habe ich Christoffer aus Schweden und Robert aus Südchina, aber ursprünglich aus Deutschland, kennen gelernt. Wir sind noch direkt am gleichen Tag in die Innenstadt gefahren und haben auf dem Donghuamen-Nachtmarkt zu abend gegessen.


Am nächsten Tag waren wir auf dem Fakemarkt und am Tiananmen-Platz.
Am Samstag habe ich mir das Viertel rund um den Campus mit zahlreichen kleinen Straßenständen gemeinsam mit Jiang aus Guandong und Catherine aus Missouri angeschaut. Die beiden habe ich bei der Einschreibung zum Taiji-Kurs getroffen. Am Sonntag war ich zusammen mit Christoffer und Tobias aus Schweden und Albert aus den USA zunächst im Foreign Language Bookstore auf der Wangfujing-Lu, der größten Fußgängereinkaufsstraße in Beijing, vergleichbar mit der Nanjing-Lu in Shanghai - nur größer, wie es sich für eine Hauptstadt gehört. Dann habe ich mir noch Turnschuhe auf dem Fakemarkt (Puma) organisiert und Kaffee von Starbucks und abends haben wir Pizza auf dem Campus gegessen - dort ist es immer noch am günstigsten.

Albert und Tobias haben beide chinesische Eltern und haben von ihnen gelernt, chinesisch zu sprechen. Aber richtig chinesisch schreiben und die Grammatik beherrschen sie nicht. Deswegen haben ihre Eltern sie jetzt nach dem Schulabschluss nach China geschickt, um die Familienehre aufrecht zu erhalten.

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Der Sprachkurs
Die Sprachkurse sind eigentlich super organisiert. Wir reisen in unseren Klassen zur Chinesischen Mauer, ins Olympische Dorf und in die Innere Mongolei. Außerdem habe ich jeden Nachmittag Taiqi-Stunden, wenn der Kurs zustande kommt. Heute war die erste Stunde und es war echt toll. Drückt mir die Daumen!

Zum Sprachkurs kann ich noch nichts sagen. Ich musste schon zweimal den Kurs wechseln…
Eigentlich hatte ich mich für das D-Level angemeldet, was den zweithöchsten Schwierigkeitsgrad hat. Am Freitag war dann ja der Einstufungstest, der eine totale Schande war. Der Lehrer hat sich sogar über mich lustig gemacht. Ich war die erste im Raum, die geprüft wurde, wusste also nicht, was mich erwartet. Zuerst hat er mir einige Fragen zu meinen Chinesischkenntnissen gestellt. Aber weil er so schnell gesprochen hat und mit Beijing-Dialekt, konnte ich ihn nicht richtig verstehen und musste immer nachfragen. Dann sollte ich einen mir unbekannten Text vorlesen. Über einen Mann und seine Frau und wie sie sich im Supermarkt wegen irgendwas streiten. Vermutlich eine zeitgenössische Kurzgeschichte, konnte ich aber nicht rausfinden, weil er mich nur zwei Sätze hat lesen lassen. In den zwei Sätzen kannte ich zwei Wörter schon der Aussprache halber nicht, die sollte ich dann auf chinesisch erklären. Dann hatte er in einer fürchterlichen Handschrift an die Tafel geschmiert, wie die weitere Bewerbung abläuft. Das sollte ich dann auch noch laut vorlesen, konnte aber nichts erkennen und habe bei einem Zeichen gefragt: „Was ist das für ein Zeichen?“ Er: „Ein chinesisches Schriftzeichen.“
Gelächter in der Klasse. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich ihn schon verstanden hätte und bin dann einfach gegangen.

Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt seit meiner Abreise in Leipzig jede Nacht nur circa zwei Stunden geschlafen habe - Jetlag. (Ich leide jetzt noch etwas darüber und muss Mittagsschlaf machen.) Jedenfalls hat er mich dann echt zwei Stufen unter meinem Level eingestuft auf B. Ich habe dann eine Stunde in B gemacht, was recht einfach war: Zählen bis Zehn. Jedenfalls hatten mehrere die Absicht, zu wechseln und ein Amerikaner hatte wohl sein Anliegen etwas ungeschickt formuliert. Jedenfalls ist der Lehrer vor der ganzen Klasse ausgeflippt, ob wir ihn nicht gut genug finden, wie wir uns nur ein Urteil nach einer Stunde über ihn bilden können, wie unverschämt wir sind und dass wir bis Montag bleiben müssen, vorher lässt er niemanden gehen! Ich bin dann aber trotzdem nochmal hingegangen und habe mich entschuldigt, dass ich ihn leider belästigen muss, was mir sehr unangenehm ist, weil mir sein Unterricht gefallen hat und ich gerne bleiben würde, weil er ein toller Lehrer ist. Leider habe ich aber dieses Buch schonmal durchgenommen. Daraufhin hat er mir ohne weitere Beanstandungen, die Zulassung für das C-Level gegeben :) Chinese Way.

So heute war ich dann im C-Level und da hat mich meine Lehrerin einen Kurs auf C+ hochgestuft. Als ich mich ummelden wollte, meinte die Frau im Studentenbüro, dass mein mündliches Chinesisch ganz nett sei und die C+-Kurse recht voll. Ob ich nicht D probieren möchte… Jedenfalls habe ich dann einen Text über ein Beijinger Hutong vorgelesen und diesmal hat es geklappt :) Morgen besuche ich zum ersten Mal den D-Kurs, mal gucken. Die Bücher sehen schonmal ganz gut aus. Die Frau vom Studentenbüro: „Challenge yourself!“

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Der Campus
Der Campus ist total schön. Viele Beijinger kommen auch einfach nur hierher, um sich zu entspannen. Wohnheim, die Unterrichtsgebäude und der Sportplatz liegen alle nicht weiter als zehn Minuten voneinander entfernt und unterwegs bekommt man noch schnell was zu essen in die Hand gedrückt. Die Mensa ist super (ich hatte noch nicht einmal Durchfall) und es gibt verschiedene Restaurants auf dem Campus (sehr gute Pizza), außerdem Geschäfte, Post, Bank, Bücherläden, einfach alles was man braucht.
Vermutlich werde ich also die ganze Zeit auf dem Campus wohnen bleiben, weil es hier so schön ist! Ich kann jetzt die ganzen amerikanischen Filme verstehen, in denen der Geist der eigenen Uni glorifiziert wird und möchte eine Mannschaftssportart machen ;P
Ständig läuft man sich hier über den Weg. Alle sind hilfsbereit und freundlich und very sophisticated.

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Meine Mitbewohner
Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt melde, aber mein Anfang war doch mit etwas mehr Aufwand verbunden, als ich erwartet hatte. Eigentlich hätte der vorherige Eintrag etwas früher erscheinen sollen, aber ich habe eine etwas schusselige Mitbewohnerin.

Meine ganze Abreise nach Beijing ist etwas spontan von Statten gegangen. Erst 10 Tage vor meiner Abreise (der Flug war schon gebucht) habe ich die Bestätigung seitens der Beijing Language and Culture University bekommen, dass meine Bewerbung erfolgreich war. Aus diesem Grund hatte ich es nicht für nötig gehalten, während der begrenzten Öffnungszeiten des Büros zur Vergabe von Wohnheimplätzen (9:00-12:00) nachts (China ist Deutschland sechs Stunden voraus) aufzustehen und telefonisch ein Zimmer zu reservieren (E-Mail is nich).

Nach meiner Ankunft auf dem Campus, wollte ich mir zunächst nur ein Zimmer für eine Woche nehmen, um mir in der Zeit eine eigene Wohnung zu suchen. Aber dann hieß es, dass gar keine Zimmer mehr übrig sind. Dann habe ich rumdiskutiert, bis es hieß, dass es schon noch ein Zimmer gäbe, aber das würde mir bestimmt nicht gefallen. Ich soll mir das Wohnheim mal angucken gehen…

Alles Doppelzimmer mit Kühlschrank, Fernseher, Klimaanlage, kollektiv nutzbare chinesische Toiletten (also Löcher im Fußboden) und chinesische Duschen (also Rohre von oben aus der Wand) auf der Etage. Aber sauber.
Also habe ich die Damen an der Rezeption geschockt und ein Zimmer genommen, von denen sie nicht erwartet hätten, dass es meinen deutschen Standards entspricht.

Jedenfalls wurde ich dann tatsächlich zu meinem Zimmer gebracht, wo wir meine neue Mitbewohnerin Mili aus Kuba schlafend vorfanden. Man hatte ihr nicht Bescheid gegeben.

Jedenfalls verstehen wir uns gut, außer dass wir uns nicht verstehen… da sie kein Englisch spricht, können wir uns nur auf Chinesisch unterhalten, das wir beide auf sehr unterschiedliche Weise zu sprechen scheinen.

Außerdem ist sie momentan nicht da. Sie verschwand am Freitag und ist noch nicht wieder da ;P
Eigentlich wollten wir am Samstag das Zimmer umräumen. Momentan steht mein Schreibtisch in der hintersten Ecke, wo kein Licht hinfällt und die Betten so, dass man aufstehen muss, wenn man an Milis Schreibtisch sitzt und der andere mal aufs Klo muss oder so. Suboptimal. Total eng. Ich sitze die ganze Zeit auf meinem Bett und lerne da.

Ich hatte sie am Freitag gefragt, ob sie verreist (sie hat ja Semesterferien), was sie verneinte. Wann sie wieder kommt? Keine Antwort. Nicht verstanden. Wohin sie geht? Sie: Nachbar. Ihr Handyguthaben ist aufgebraucht, also kann ich sie nicht anrufen. In China muss man nämlich auch dafür bezahlen, wenn man angerufen wird. Mit Guthaben aufladen scheint sowieso nicht ihre Sache zu sein. Als ich ankam, musste ich erstmal neues Trinkwasser bestellen (wir haben einen Kanister auf dem Zimmer) und deswegen konnte ich auch meinen Eintrag nicht ins Internet stellen: der Zugang war gesperrt, weil kein Guthaben drauf war. Letztendlich hat ein Freund von ihr, Jose, mir geholfen und auf ihrem spanischen Rechner alles wieder eingerichtet.

Jedenfalls weiß ihr Bruder (als er mir vorgestellt wurde, gab er mir seine Handynummer mit den Worten, dass ich ihn anrufen soll, wenn ich Ärger mit den Chinesen habe und er denen eins aufs Maul geben soll) auch nicht, wann sie wiederkommt, also habe ich erstmal ein Einzelzimmer. Aber mein Treffen eben mit Angel ist die nächste merkwürdige Geschichte.

Den ganzen Tag rennen die Kubaner (also die meisten Bewohner des Studentenwohnheims) schon mit Kisten durch die Gegend. Sie haben sich gemeinsam einen Container gemietet, um ihre Einkäufe aus Beijing billig nach Havanna verschiffen zu lassen: Sofas, Motorroller, Computer, Fernseher, Klamotten, Bücher, Schrott…

Jedenfalls klopft es eben an der Tür, es ist Angel, Milis großer Bruder, er sucht etwas aus meinem Zimmer, ob ich kurz rausgehen mag, er muss nur was abholen. Ich sag natürlich nee, ich helfe dir und dann fing er nur an zu lachen und meinte, ob ich mal mein Bett freiräumen kann. Im Bettkasten versteckt lagerten circa 20 schwere Kisten irgendwas und ich habe nicht gefragt, was das ist. Denn er meinte, dass er extra nichts erzählt habe. Ich habe dann nur gemeint, dass ich das insgesamt eine ganz tolle Idee mit dem Container finde und wenn er irgendwie Hilfe brauche, sich gerne an mich wenden kann. Heute nacht um zwei kommt der letzte Transporter. Natürlich werde ich mich nicht in die Angelegenheiten des Cuba-Clans hier einmischen…

Sonst ist hier im Wohnheim aber sehr cool. Ich scheine die einzige Europäerin zu sein. Bisher kenne ich hier nur Studenten aus Kuba, Afrika, Thailand und Mexiko. Wir unterhalten uns alle auf Chinesisch und außer am Wochenende, wenn die Putzfrau frei hat (dann liegen immer gebrauchte Slipeinlagen in den Duschen und die Mülltonne läuft aus und es liegen Knochen im Waschbecken), ist es hier sehr sauber. Keine Kakerlaken!

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Letzte Aktualisierung: 2009.07.10, 04:53
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