Anne in China |
Samstag, 29. September 2007
Goldene Woche
kleine anne, 12:11h
Ich hab grad zum ersten mal richtig mit einem Chinesen geschaeftlich telefoniert und wir haben uns gegenseitig verstanden!!!
Bisher wurde ich immer am Telefon sofort abgewimmelt oder so oder die haben dann mit mir englisch gesprochen oder nur gelacht oder so. Aber der eben hat sogar Fragen gestellt und ich konnte antworten ;) Weil ihr euch jetzt fragt, warum ich im buero bin (hier ist naemlich schon Wochenende), erklaer ich das mal: Am 1.10. ist in China Nationalfeiertag. An diesem Tag im Jahr 1949 hat Mao Zedong 毛泽东 auf dem Platz des Himmlischen Friedens 天安门 in Peking 北京 die Volksrepublik China 中国人民共和国 ausgerufen und China damit die Staatsform gegeben, die es bis heute beibehaelt. Und so wird gefeiert: Nationalfeiertag China auf Urlaub Von Mark Siemons China in Aufbruchsstimmung 29. September 2006 Dieses Wochenende geht wieder ein Fünftel der Menschheit in Urlaub. Am 1. Oktober, dem Nationalfeiertag, beginnt in China die "Goldene Woche", und in dieser Zeit stehen im ganzen Land fast alle Räder still. Die Behörden, Staatsbetriebe und privaten Unternehmen machen dicht, und die sonst arbeitende Bevölkerung fährt kollektiv ins Grüne. Das kann voll werden. Für das Gedränge, wie es in Bussen, Zügen und Ausflugslokalen herrscht, wenn das bevölkerungsreichste Land der Erde gemeinsam Ferien macht, sind die Worte noch nicht gefunden, in der Geschichte des Fremdenverkehrs gibt es kein Beispiel dafür. Das Nationale Urlaubsamt hat errechnet, daß jede der 99 wichtigsten Attraktionen des Landes in dieser Zeit von dreimal so vielen Besuchern angesteuert wird, wie sie denkmalpflegerisch, ökologisch und dienstleistungstechnisch eigentlich verkraften kann. Ein besonders trauriges Schicksal ereilte eine als unsterblich bekannte Schildkröte im Zoo von Wuhan. Nachdem sie tausend Jahre unbeschwert gelebt hatte, wurde die Menge der "Goldene Woche"-Touristen, die ihrer magischen Kraft durch Berührung teilhaftig werden wollten, ihr Verderben: Sie wurde regelrecht erdrückt. Bekannte Touristenziele sollte man in der "Goldenen Woche" besser meiden Bevor einem das alles allzu merkwürdig oder gar unvernünftig vorkommt, sollte man bedenken, daß den Chinesen vor 1999, als die "Goldene Woche" eingeführt wurde, das Konzept Urlaub generell unbekannt war. Die einzige Reise war der jährliche Betriebsausflug, und erst 1994 schenkte die Regierung den Angestellten noch einen zweiten freien Tag am Wochenende. Den verbrachte man normalerweise im Kreise der Familie, genauso wie die großen Feste, das chinesische Neujahr, den 1. Mai und den Staatsgründungstag. Kein Recht auf Freizeit Diese drei Feiertage sind nun seit sieben Jahren zu Goldenen Wochen verlängert worden - um Konsum und Tourismus anzukurbeln, wie es zur Begründung prosaisch hieß, doch in Wahrheit wurde da der Keim zu einer Sehnsucht mit unabsehbaren Folgen gelegt. Das Wachstum des Keims vollzog sich rasch und reibungslos: 1999 zählte man noch 28 Millionen Reisende, dieses Jahr ist die Zahl schon auf 120 Millionen gestiegen. Am Anfang stand der Tagesausflug zu einem schönen Aussichtspunkt, bei der sich die Familie mit Proviant wie zu einer Polarexpedition eindeckte. Es folgte die Pauschalreise im Bus mit ihrem vertrauten Rhythmus von Schlafen, Aussteigen/Fotografieren/Wiedereinsteigen/Weiterschlafen. In der nächsten Stufe steuerte man mit dem Flugzeug dann Trend-Ziele wie Yunnan oder die Insel Hainan an, und die Liquideren haben ihren Radius längst auf Thailand oder Europa erweitert. Es geht los: Andrang am Bahnhof in Hefei, um sich ein Bahnticket zu sichern Mit den Ansprüchen mehren sich die Stimmen, die nach einer Flexibilisierung des Jahresurlaubs verlangen. Doch das dürfte bis auf weiteres unrealistisch sein. Nicht einmal die älteren Angehörigen der Pekinger Staatsbetriebe, denen ein Gesetz 1995 bis zu zwanzig Tage Urlaub garantierte, können diesen Anspruch einlösen. In Chinas wildem Wettbewerb riskiert jeder seinen Job, der auf seinem Recht auf Freizeit beharrt, solange die Konkurrenz noch weiterarbeitet. Ferien gibt es nur für alle gleichzeitig oder gar nicht. Text: F.A.Z., 28.09.2006, Nr. 226 / Seite R1 Bildmaterial: AFP, AP, REUTERS Weil dann also die naechste Woche komplett frei ist, muessen alle an diesem Wochenende arbeiten. Also Samstag und Sonntag zu normalen Geschaeftszeiten. Deswegen sitze ich jetzt hier im Buero, falls jemand vorbeikommt oder anruft. Nebenbei uebersetze ich noch ein paar Texte ins Chinesische. Das mache ich hier auch die meiste Zeit bei der Arbeit. Momentan uebersetze ich Broschueren zum Thema Biogas. Ansonsten geht es mir hier sehr gut. Ich bin nur ziemlich muede, weil ich jeden Abend noch ein bisschen lange unterwegs war und weil im Buero viel zu tun ist. Unmittelbar nach der Goldenen Woche wird uns eine Delegation aus Deutschland fuer zwei Wochen besuchen und die Messe in Shanghai muessen wir auch noch fertig vorbereiten... also koennen wir uns eine komplette Woche frei nicht so richtig erlauben... aber naja. Ich werde waehrend der Goldenen Woche wahrscheinlich nicht gross verreisen. Wahrscheinlich fahr ich mal nach Shanghai und vielleicht mal nach Suzhou. Ansonsten werde ich meine Wohnung mal so richtig gruendlich putzen und Taicang angucken. Hier gibt es in meiner Strasse ein paar interessante kleine Boutiquen. ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2009.07.10, 04:53 status
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Ich habe eben einen Anruf von einem Callcenter in China... by kleine anne (2009.06.30, 21:38) |